Kurzgeschichte

Keine stille Nacht

Diese Geschichte wurde für den Autoren Adventskalender geschrieben.
Freie Adventsgeschichten für alle, an 24 Tagen mit noch mehr Autoren.

Herr Lakritze, ein Elf und der beste Detektiv in Dezemberstern, befindet sich auf dem Weg zum Marktplatz. Als der Detektiv aus einer Seitengasse biegt, sieht er den Weihnachtsmann und das Christkind am Marktplatz stehen. Anscheinend war er nicht der Einzige, der von Madam Spekulatius mit einem Anruf aus dem Schlaf gerissen wurde. Auf dem Marktplatz befinden sich viele Stände, da ab morgen der Weihnachtsmarkt geöffnet wird.

Die drei begrüßen sich und blicken sich anschließend auf der Suche nach Madam Spekulatius um. Doch sie können sie weit und breit nicht entdecken.

„Herr Lakritze, möchtest du nicht einmal was anderes als die Farbe schwarz tragen? Wird das nicht langweilig?“, neckt der Weihnachtsmann.

„Wird es nicht langweilig, immer das gleiche rote Gewand zu tragen?“, wirft Herr Lakritze ihm ein müdes Lächeln zu, denn er hat diesen Spruch schon zu oft gehört.

Die blonden Locken des Christkinds wie auch ihr weißes Kleid wehen leicht im Wind, als es ungeduldig auf und ab geht: „Wo bleibt Madam Spekulatius? Bald geht die Sonne auf und ich würde gerne noch ein wenig schlafen. Morgen, oder besser gesagt heute, ist doch der 1. Dezember und das erste Türchen des Adventkalenders wird geöffnet. Zuerst öffnen wir um acht Uhr früh das Türchen und anschließend wird der restliche Tag gefeiert. Was gibt es Besseres? Aber dafür muss ich genug Schlaf bekommen haben.“

Herr Lakritze dreht sich um und schaut sich den Adventkalender genauer an. Er ist so hoch, dass er über die Marktstände ragt und man ihn von der Ferne sehen kann. Auf der Vorderseite des Kalenders ist dieses Jahr das Weihnachtsland Dezemberstern aus einer Vogelperspektive gemalt.

Jedes Jahr wird ein Bewohner oder eine Bewohnerin in Dezemberstern ausgewählt, der die Vorderseite verzieren darf, und dann, nachdem das erste Türchen geöffnet wurde, gefeiert wird. Dieser Wettbewerb, welcher im November stattfindet, gewinnt der Bewohner, der die beste Zeichnung gemacht hat.

Dieses Jahr konnten der Weihnachtsmann und das Christkind sich nicht zwischen zwei Zeichnungen entscheiden. Deswegen haben beide Elfen, Herr Keks und Fräulein Vanillekipferl, gemeinsam die Vorderseite bemalt. Es ist Brauch, dass der Gewinner das erste Türchen, welches sich in der untersten Reihe befindet, öffnet und dann die Weihnachtssocken, die sich darin befinden, den ganzen Tag trägt. Jedes Jahr werden dieselben Socken, welche aus der feinsten Wolle gestrickt wurden, getragen. So erkennt jeder immer sofort, welcher Elf gefeiert wird.

Plötzlich schießt Madam Spekulatius mit schnellen Schritten aus einer Gasse heraus und reißt Herrn Lakritze aus seinen Gedanken. Madam Spekulatius hat ein bodenlanges rotes Kleid mit kurzen Ärmeln an und trägt ihre silbernen Haare in einen unordentlichen Knoten am Kopf.

„Madam Spekulatius, warum hast du uns zusammengerufen?“, möchte das Christkind wissen.

„Christkind, Weihnachtsmann und Herr Lakritze, danke, dass ihr in dieser späten Stunde gekommen seid. Wie ihr wisst, besitze ich die Kraft der Wahrsagerei. Ich habe etwas gesehen. Etwas Schreckliches wird hier im Weihnachtsland passieren. Wir müssen das verhindern!“, berichtet Madam Spekulatius.

„Was hast du gesehen?“, erkundigt sich der Weihnachtsmann bei ihr.

„Das weiß ich leider nicht mehr. Ich weiß nur, dass etwas passieren wird, hier in Dezemberstern.“

„Madam Spekulatius, warum bin ich hier? Der Weihnachtsmann und das Christkind können das Problem sicher alleine lösen. Falls es überhaupt ein Problem gibt. Und was sollen wir mit dieser Vorhersage machen? Etwas Schreckliches wird passieren?“, meckert Herr Lakritze.

„Herr Lakritze, du bist der beste und der einzige Detektiv hier in Dezemberstern. Deswegen brauchen wir deine Hilfe. Und ihr wisst, auf die Nussknackerpolizisten kann man sich nicht wirklich verlassen. Die haben nur Holz im Kopf und können sich nur schwer an Sachen erinnern.“

„Aber wie sollen wir etwas Schreckliches verhindern, wenn wir nicht wissen, was passiert?“, befragt das Christkind die anderen.

Doch bevor jemand antworten kann, spricht Madam Spekulatius: „Ich kann mich wieder erinnern. Zumindest kann ich mich erinnern, dass es etwas mit dem Adventkalender zu tun hat.“

Alle vier drehen sich zum Adventkalender und betrachten ihn genauer. Als Herr Lakritze sich dem Kalender nähert, hören sie in der Ferne einen lauten Knall. Sie erschrecken, rennen anschließend so schnell sie können zum Knall und sehen ganz viele Schneefeuerwehrmänner hektisch hin und her laufen.

„Was ist hier los? Ist das ein Feuer?“, fragt das Christkind entsetzt.

Der Schneefeuerwehrchef beruhigt die Neuankömmlinge: „Keine Sorge. Das ist nur eine Feuerwehrübung. Ihr wisst doch, dass wir uns Feuer nicht nähern können, da wir sonst schmelzen. Deswegen versuchen wir andere Wege zu finden, wie wir von der Ferne Feuer löschen können. Einer der Schneefeuerwehrmänner hatte die Idee, dass wir Feuer mit Schneebällen löschen könnten. Und diese Theorie testen wir gerade. Wir müssen nur unseren Wurfarm und unsere Zielsicherheit noch verbessern. Irgendwie treffen wir nicht so oft das Feuer, wie wir wollen.“

„Mitten in der Nacht? Was macht ihr, wenn ihr das Feuer nicht löschen könnt?“, möchte der Weihnachtsmann wissen.

„Ehmmm. Die Nussknackerpolizei rufen?“, stottert der Schneefeuerwehrchef unsicher.

„Ahh, da kommt die Nussknackerpolizei schon“, weist Madam Spekulatius hin.

Die Nussknackerpolizisten bleiben vor dem Christkind und dem Weihnachtsmann stehen.

„Wer von euch ist diese Woche der Nussknackerpolizeichef?“, fragt das Christkind.

„Ehmmm. Ich glaub ich. Bin mir aber nicht sicher. Wer war letzte Woche dran?“, dreht sich einer der Nussknacker zu seinen Kameraden.

„Wer hatte die geniale Idee, dass sich die Nussknackerpolizisten jede Woche als Nussknackerpolizeichef abwechseln? Ihnen ist bis jetzt noch nicht einmal aufgefallen, dass hinter uns ein Feuer brennt“, grummelt Herr Lakritze.

„Wo ist ein Feuer?“, erkundigt sich einer der Nussknackerpolizisten.

Die Nussknackerpolizisten schauen sich um und entdecken das Feuer. Sie rennen alle zu den Schneefeuerwehrmänner und helfen, mit Schneebällen das Feuer zu löschen.

„Ich glaube, sie haben alles im Griff“, meint der Weihnachtsmann. „Lasst uns zurück zum Adventkalender gehen und besprechen, was wir wegen der Vision von Madam Spekulatius machen.“

„Ich bin mir nicht sicher, ob die Schneefeuerwehrmänner und die Nussknackerpolizisten alles im Griff haben“, entgegnet Herr Lakritze besorgt.

„Die schaffen das schon!“, versichert das Christkind, als alle vier zurück zum Kalender marschieren.

„Oh mein Gott! Jemand hat das erste Türchen vom Kalender geöffnet“, stellt Madam Spekulatius entsetzt fest.

Sie rennen zum Kalender, als sich das Christkind wundert: „Wir waren gerade eben hier. Wie kann das sein? Wer würde so etwas machen?“

Als sie beim Kalender ankommen, spricht Herr Lakritze: „Das Kästchen ist leer. Die Weihnachtssocken sind weg.“

„Wir müssen so schnell wie möglich herausfinden, wer das war und die Weihnachtssocken gestohlen hat“, fordert der Weihnachtsmann mit zorniger Stimme.

„Beruhigt euch!“, spricht Herr Lakritze. „Wir müssen nur herausfinden, wer ein Motiv hat, so finden wir sicher den Täter. Also, wer könnte ein Motiv haben?“

Sie schauen sich gegenseitig an, aber es fällt ihnen niemand ein, der einen Grund haben könnte, die Weihnachtssocken zu stehlen.

„Sind das Fußspuren?“, zeigt Madam Spekulatius auf den Boden in der Nähe des Adventkalenders.

„Das ist wunderbar! Der Täter hat seine Fußspuren hinterlassen. Kommt, folgen wir ihnen und stellen ihn zur Rede“, beschließt der Weihnachtsmann.

„Wir müssen uns beeilen. Die Sonne ist schon fast aufgegangen. Wir haben nicht mehr viel Zeit, bis sich alle Bewohner um acht Uhr vor dem Adventkalender versammeln“, bemerkt das Christkind.

Alle vier machen sich geschwind auf den Weg und folgen den Fußspuren im Schnee durch Dezemberstern. Doch bei der nächsten Kreuzung können sie den Fußspuren des Täters nicht weiter folgen, da es hier zu viele andere gibt.

Madam Spekulatius fragt enttäuscht: „Was machen wir jetzt?“

„Wir befragen Herrn Keks und Fräulein Vanillekipferl. Vielleicht gibt es jemanden, mit dem sie Probleme haben“, beschließt Herr Lakritze.

„Das ist eine ausgezeichnete Idee! Beide wohnen in der Nähe und sind Nachbarn. So verlieren wir nicht zu viel Zeit, wenn wir sie befragen“, meint das Christkind begeistert.

Als die vier beim Haus von Fräulein Vanillekipferl ankommen, läuten sie an. Nach ein paar Minuten wird die Tür schon aufgerissen.

„Was macht ihr den alle um diese Uhrzeit hier?“, wundert sich Fräulein Vanillekipferl in ihrem Pyjama, welcher mit vielen kleinen Vanillekipferln verziert ist. „Bitte, kommt herein.“

Die vier betreten Fräulein Vanillekipferls Haus und schließen hinter sich die Tür.

„Wir haben leider nicht viel Zeit. Jemand hat heute Nacht die Weihnachtssocken aus dem ersten Kästchen gestohlen. Weißt du, wer dafür verantwortlich sein könnte?“, befragt Herr Lakritze.

„Das ist ja fürchterlich. Wer würde so etwas machen? Ich kann euch leider nicht helfen. Mir fällt niemand ein, der so etwas machen würde“, antwortet Fräulein Vanillekipferl.

Fräulein Vanillekipferl öffnet die Türe. Als sie über die Türschwelle treten, sehen sie Herrn Keks, wie dieser gerade sein Haus verlässt.

„Hallo Herr Keks. Du bist aber früh munter. Wir müssen mit dir reden. Können wir kurz in dein Haus kommen?“, erkundigt sich das Christkind, während sich alle auf den Weg in seine Richtung machen.

Auch Fräulein Vanillekipferl begleitet sie: „Etwas Schlimmes ist passiert, Herr Keks. Jemand hat die Weihnachtssocken aus dem ersten Kästchen gestohlen.“

Doch sie bekommen keine Antwort von Herrn Keks, denn er rennt plötzlich von ihnen weg.

„Warum rennt er weg?“, wundert sich Fräulein Vanillekipferl.

Der Weihnachtsmann läuft ihm sofort nach und ruft über seine Schulter: „Kommt! Hinter ihm nach.“

Die fünf verfolgen ihn durch verschiedene Seitengassen. Sie laufen bei den Nussknackerpolizisten und Schneefeuerwehrmänner vorbei, welche ihnen nur zuwinken. Das Feuer wurde gelöscht, doch nun brennt ein Neues.

Als sie sich beim Marktplatz wiederfinden, verlieren sie Herrn Keks aus den Augen.

„Wo ist er hin? Habt ihr gesehen, wo er hingelaufen ist?“, fragt der Weihnachtsmann die anderen.

„Wir haben ihn verloren. Was machen wir jetzt?“, antwortet das Christkind.

„Hört ihr das? Kommt das vom Adventkalender?“, erkundigt sich Herr Lakritze.

Alle rennen an den Ständen vorbei in Richtung des Kalenders. Sie können es nicht fassen. Herr Keks steht beim Adventkalender und legt die gestohlenen Socken in das erste Kästchen zurück.

„Wir haben dich auf frischer Tat ertappt!“, beschuldigt Herr Lakritze.

Herr Keks schreckt von dem Kästchen zurück: „Es tut mir leid, dass ich die Socken gestohlen habe. Ich wollte sie gerade zurücklegen. Als ich euch alle ins Haus von Fräulein Vanillekipferl gehen gesehen habe, wurde mir klar, dass das, was ich gemacht habe, ein Fehler war. Ich war gerade auf dem Weg, die Weihnachtssocken zum Kalender zurückzubringen, als ihr aus dem Haus gekommen seid. Ich habe Panik bekommen und bin weggelaufen.“

„Aber ich verstehe nicht. Warum stiehlst du die Weihnachtssocken? Du trägst doch die Socken, nachdem du das erste Türchen geöffnet hast“, fragt Fräulein Vanillekipferl verwirrt.

„Wer sagt, dass ich sie trage? Wir sind zwei Personen, die den Kalender bemalt haben. Aber es gibt nur ein Paar Socken. Also kann nur einer von uns die Socken tragen. Seitdem ich ein Kind war, träumte ich von dem Tag, an dem ich die Weihnachtssocken endlich tragen kann. Jetzt habe ich es endlich geschafft und dann gewinne ich nicht alleine“, meint Herr Keks enttäuscht.

„Aber das rechtfertigt nicht, dass du die Weihnachtssocken stiehlst!“, beanstandet das Christkind.

„Ich weiß. Deswegen möchte ich als Entschuldigung, dass Fräulein Vanillekipferl die Socken trägt“, teilt Herr Keks mit.

Fräulein Vanillekipferl schlägt vor: „Das ist nett von dir, aber die Socken sind ein Paar und ein Paar besteht aus zwei Teilen. Warum teilen wir uns nicht die Socken, so wie wir uns auch die Arbeit für den Kalender geteilt haben. Wir beide können jeweils einen Socken tragen.“

„Was für eine grandiose Idee!“, lächelt das Christkind begeistert.

„Das wäre super. Vielen Dank!“, freut sich Herr Keks.

„Lasst uns nach Hause gehen und uns für die Feier bereit machen. Wir haben nur noch eine Stunde Zeit“, meint das Christkind.

Eine Stunde später stehen alle Bewohner vor dem Kalender, als Herr Keks und Fräulein Vanillekipferl das erste Türchen öffnen. Nachdem sich die beiden jeweils einen Socken angezogen haben, jubeln alle Bewohner von Dezemberstern und alle feiern gemeinsam den restlichen Tag.

Während die Feier in vollem Gang ist, rennt Madam Spekulatius aufgeregt zum Weihnachtsmann und zum Christkind: „Ich habe mich geirrt! Meine Vision hatte doch nichts mit dem Adventkalender zu tun! Ich glaube es zumindest. Vielleicht hatte ich auch zwei Visionen. Jedenfalls brauchen wir dringend Hilfe aus der Welt der Menschen. Das Weihnachtsfest ist in größter Gefahr!“

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